Winterweek

Winterweek war unser Ferienprogramm für Kinder vom 03. bis zum 09. Juli. Der Name für dieses Jahr war "Can't touch this", wobei es eigentlich darum ging, wie wir mit Gottes Hilfe unantastbar gegenüber den Angriffen des Teufels werden können (Epheser 6:10-18).

 

Für uns hat Winterweek aber natürlich nicht erst am 03. Juli angefangen, sondern schon deutlich früher. Also nochmal ganz von vorne...

Mitte Mai hatten wir die ersten Meetings mit allen Leitern (16 Leute) um generelle Dinge wie z.B. das Thema und den Ablauf festzulegen. Innerhalb dieser Gruppe haben wir uns dann in verschiedene Kleingruppen aufgeteilt um einzelne Teilbereiche weiter zu planen. Ich war dabei in den Teams für craft (=Basteln) und administration. 

In den folgenden Wochen habe ich also die Vor-und Nachteile unzähliger crafts diskutiert und die Favoriten dann ausprobiert (den selbstgemachten Flummi mussten wir nach etwa 15 misslungenen Versuchen in unserer Küche dann leider doch streichen, auch wenn ich diese Idee sehr leidenschaftlich verfolgt habe ;-) ). 

Bei der administration work habe ich vor allem endlos Telefonnummern in Excel-Listen abgetippt, Listen abgeglichen, nametags geschrieben und bei sämtlichen Coworkern nochmal nachgefragt, ob die Angaben, die sie auf den Listen gemacht haben, auch wirklich richtig sind. Auch wenn das meist nicht besonders spannend war, habe ich es doch gern gemacht, da man einmal nicht kreativ sein und jede Entscheidung mit anderen diskutieren musste, sodass es ein guter Ausgleich war.

 

Um Werbung für Winterweek zu machen, sind wir außerdem zwei Wochen lang in insgesamt neun verschiedene Schulen gegangen und haben den Kindern dort jeweils erklärt, was Winterweek ist und mit ihnen Lobpreis gemacht. Im Gegensatz zu Deutschland, wo ja doch die meisten Schulen einen recht ähnlichen Standard haben, gibt es hier sehr große Unterschiede. Während es in einigen ziemlich teuren Privatschulen ungefähr drei Sportplätze gab und morgens noch das Blockflötenensemble gespielt hat und Preise für die Schacholympiade vergeben wurden, waren in anderen Schulen über 40 Kinder in einer Klasse und alle saßen dicht gedrängt in der Aula auf dem Boden. Gerade in den großen öffentlichen Schulen war es erschreckend zu sehen, wie unfreundlich die Lehrer mit den Kindern umgegangen sind und wie wenig sie sich dafür interessiert haben, was ihre Schüler eigentlich machen.

 

Ein paar Wochen später haben wir dann mit den Coworkermeetings Sonntagnachmittags angefangen. Hier haben alle der etwa 120 Coworker teilgenommen (eigentlich wollten wir die Anzahl auf etwa 90 Coworker begrenzen, aber natürlich haben wir es dann doch nicht übers Herz gebracht gemügend Leute auszuschließen...). In diesen Meetings ging es zum einen darum, einander kennenzulernen und zum anderen den meist jugendlichen Coworkern alles zu erklären, was wir bis dahin geplant hatten und einzelne Aktivitäten auszuprobieren. Um sicherzustellen, dass wir alle auch wirklich zuhören und unsere Meetingpaper lesen, haben wir immer Tests über das teaching des biblischen Textes von der vorherigen Woche geschrieben. Während wir im ersten Test "nur" den memory verse (Epheser 6:14-18a) auswendig aufschreiben mussten, ging es in den folgenden Wochen auch immer mehr um das Verständnis, was nicht unbedingt leicht war. Da wir mindestens 80% brauchten, um einen Test zu bestehen, mussten viele Leute immer wieder nachschreiben und auch ich habe den letzten Test nur gerade so bestanden. So sehr es mich auch teilweise gestresst hat, Sonntagmorgens noch schnell alles zu lernen und abends dann ungefähr 40 mal den selben mehr oder weniger richtigen (gegen Ende meist eher weniger) Test zu korrigieren, denke ich im Nachhinein doch, dass es gut war. So war ich immerhin gezwungen, alles nochmal ordentlich durchzugehen (was ich sonst aufgrund von Zeitdruck sicher nicht getan hätte) und es fiel mir viel leichter, während Winterweek auf die Fragen der Kinder zu antworten.

 

Je näher wir Winterweek kamen, umso größer wurde auch die Vorfreude bei uns allen, da wir uns immer besser vorstellen konnten, wie es eigentlich werden würde. 

Etwa eineinhalb Wochen vorher haben wir dann angefangen mit einer endlos langen Liste für die crafts einkaufen zu gehen. Dies war zwar nicht gerade leicht, da wir natürlich versuchen mussten, so wenig Geld wie möglich auszugeben (hat nicht gerade gut funktioniert) und ständig nochmal die für das jeweilige craft verantwortlichen Coworker anrufen mussten um zu fragen ob wir statt Herzchen- vielleicht auch Sternchensticker kaufen können oder welches Grün sie genau brauchen. Auch von den Mitarbeitern der Läden haben wir einige seltsame Blicke geerntet, wenn wir nach 34m gelbem Fleece gefragt oder um Hilfe beim Abzählen von 120 Holzstöcken gebeten haben.  Trotz allem -oder vielleicht auch gerade deswegen- hatten wir ziemlich viel Spaß und David (der als unser Fahrer mitgekommen ist) musste Tsholo und mich immer wieder mit einem "Ladies please, we don't have time and our list is still long" zur Ordnung rufen, wenn wir mal wieder über die 20 verschiedenen Farben an Glitzer in Entzücken geraten sind.

 

In der letzten Woche vor Winterweek war dann prep-week. Hier sind jeden Tag einige der Coworker, die nicht mehr in die Schule oder zur Arbeit mussten, gekommen um auszuschneiden, zusammenzukleben, Kisten für die einzelnen Spiele zu packen, Requisiten zu basteln, nametags Korrektur zu lesen, die Theaterstücke zu proben,... Auch wenn wir zwischenzeitlich vor lauter Arbeit fast verzweifelt sind und ich irgendwann freiwillig zwei Stunden lang bei Angelika im Büro saß und nametags geschrieben habe um nur nichts mehr ausschneiden zu müssen, hat dann doch irgendwie alles funktioniert.

Am Wochenende vorher hatten wir dann von Freitag bis Sonntag jeden Tag noch ein Meeting mit allen Coworkern. Hier haben wir dann auch endlich unsere smallgroups erfahren (ich durfte zum Glück meine smallgroup, die ich auch in IK hatte, behalten), sodass wir auch unsere Räume dekorieren konnten.

 

Sonntagabend ist dann während der Theaterprobe noch ein Kabel kaputt gegangen, sodass unser ganzes Soundsystem und sämtliche Scheinwerfer und Beamer komplett ausgegangen sind. Natürlich haben wir alle erstmal ziemlich Panik geschoben, aber unser technical team hat dann noch bis mitten in der Nacht alles wieder aus- und eingesteckt, sodass es dann zum Glück doch wieder funktioniert hat. 

 

Sonntagabend mussten dann auch noch die ganzen kleinen Dinge erledigt werden, die vorher vergessen wurden oder einfach nicht früher gemacht werden konnten, da wir die genaue Anzahl der Kinder nicht vorher kannten. Somit habe ich noch bis Nachts um halb zwei mit einigen anderen unten in der Kirche die Anzahl der Kinder auf die einzelnen Smallgroupboxen geschrieben und die Coworker auf die verschiedenen Tische aufgeteilt.

 

Nach einigen kleineren Krisen und etwa zweieinhalb Stunden Schlaf, waren wir dann aber Montagmorgen pünktlich um sechs bereit für die Kinder :-) 

Da Winterweek in diesem Jahr vergleichsweise teuer war, hatten wir in den Wochen vorher relativ geringe Anmeldezahlen und haben bei unseren Outreaches in den Schulen wirklich alles versucht und in sämtlichen meetings unzählige Male für mehr Kinder gebetet. Wir haben dabei immer für 280 angemeldete Kinder gebetet, damit dann jeden Tag 250 Kinder auch wirklich kommen. Wie gesegnet die ganze Woche eigentlich war, haben wir unter anderem gemerkt, als Montagmorgen genau 251 Kinder da waren :-)

 

Hier jetzt mal ein typischer Ablauf eines Tages während Winterweek:

 

5:00: Aufstehen. Da ich momentan allein in meinem Zimmer bin, habe ich mein Zimmer während Winterweek mit Lesego, einer Freundin von hier, geteilt.

 

6:00: Die Coworker kommen an und bereiten ihre Spiele vor.

 

6:30: Freeplaygames. Nachdem die Kinder sich angemeldet haben, können sie über das ganze Gelände verteilte kleine Spiele spielen. Muriel und ich hatten dabei keine eigenen Spiele, sondern haben morgens jeweils die Materialien an die Coworker rausgegeben, und sind dann während der Spiele rumgegangen, um sicherzustellen, dass alles funktioniert und kleinere Probleme zu beheben (d.h. Probleme von wegen "Mein tape ist aufgebraucht", "Ich brauche bitte mehr Wolle" oder "Kann ich vielleicht wo anders spielen, hier ist es zu windig").

 

8:00: Frühstück. Ich war gemeinsam mit drei anderen Coworkern für etwa 15 Kinder verantwortlich. Da das Allerwichtigste an Winterweek die Kinder waren, war es unsere Aufgabe, sie bei den Mahlzeiten von vorne bis hinten zu bedienen (natürlich auch um zu vermeiden, dass die Kleinen den Kakao über den ganzen Tisch verschütten oder Ähnliches). Das heißt auch, dass wir erst gegessen haben, wenn all unsere Kinder glücklich waren, sodass es auch schonmal passieren konnte, dass praktisch nichts mehr für uns übrig war oder wir keine Zeit mehr hatten um ordentlich zu essen.

 

8:45: Mainsession. Hier versammeln sich alle in der Kirche. Der biblische Text (im Prinzip haben wir jeden Tag über ein oder zwei der Rüstungsteile gesprochen) wird mithilfe des Theaterstücks (was mir wirklich gut gefallen hat), Videos, Bildern und Erklärungen vermittelt, es gibt zum Thema passende Spiele und wir haben praise and worship. (Hier die Links zu zweien meiner Lieblingslieder von praise and worship: "Give me faith" ; Worth ). 

 

 

11:15: Smallgroups. Hier haben wir das gelernte nochmal vertieft und diskutiert. Ich hatte gemeinsam mit drei anderen Coworkerinnen eine Gruppe von neun Fünftklässlerinnen. Einige von ihnen kannte ich bereits aus meiner Smallgroup in IK, andere hingegen waren neu. Diese Zeit hat mir immer besonders gut gefallen, da meine Mädels echt lieb waren und sehr viele Fragen gestellt haben, sodass wir wirklich interessante Diskussionen hatten.

12:45: Mittagessen.

 

13:30: Movietime. In dieser Zeit können die Kinder in der Kirche einen Film anschauen oder im Kiosk einkaufen. Da mir vorher bewusst war, dass ich den Film spätestens ab Mittwoch nicht mehr ohne Einschlafen schaffen würde, war meine Aufgabe während dieser Zeit immer, die Kinder die draußen gespielt haben, zu beaufsichtigen.

 

14:15: Big Games. Eine Art Geländespiele, bei denen die Kinder in sechs großen Teams gegeneinander angetreten sind. Die Jüngsten (5-6-jährigen) haben während dieser Zeit immer Mittagsschlaf gemacht. Da mein craft relativ aufwendig vorzubereiten war, habe ich bei den Big Games nie mitgemacht, sondern während dieser Zeit immer Wachs geschmolzen.

 

16:00: Mainsession. Zuerst haben wir immer das Afternoonplay angeschaut, das vor Allem der Unterhaltung dienen sollte (ich habe es bis auf Montag allerdings nie gesehen, da ich es nicht besonders mochte und dann immer noch irgendwelche Listen sortiert oder kopiert habe). Anschließend hatten wir nochmal praise and worship.

 

16:45: Crafts. Mein craft waren die "Rainbow-candles". Das heißt, wir haben Kerzen gegossen und die Kerzengläser dekoriert. Da es ein relativ beliebtes craft war, war meine Gruppe jeden Tag voll, sodass ich immer acht Kinder verschiedenen Alters (Grade 0 bis Grade 6) hatte. Auch wenn es recht anstrengend war, mochte ich mein craft wirklich gerne und es war immer wieder schön zu sehen, wie begeistert die Kinder waren, wenn wir ihnen am Ende versichert haben, dass sie die Kerzen auch wirklich anzünden können.

18:00: Die Kinder wurden abgeholt oder mit dem Transport nach Hause gebracht. Nachdem wir alle Kinder unserer Craftgruppe mit möglichst allem, was sie morgens mitgebracht haben, ihren Eltern übergeben hatten, sind wir unsere Räume aufräumen gegangen (je nach Müdigkeitslevel mehr oder weniger ordentlich ;-) ).

 

19:00: Abendessen für die Coworker. Hier haben wir auch immer über unsere Postkarten bekommen (wir hatten ein eigenes Postsystem, wo wir uns alle gegenseitig schreiben konnten. Die Kinder haben ihre Karten immer während der smallgroups bekommen und wir abends). Nach einem langen Tag haben mich die Postkarten von den Kindern oder auch von befreundeten Coworkern immer wieder glücklich gemacht und ich werde sie auf jeden Fall aufheben :-)

 

19:45: Meeting. Hier haben wir nochmal kurz den vergangenen und den folgenden Tag besprochen.

 

20:30: Offiziell waren wir etwa um diese Uhrzeit fertig. All diejenigen, die im Theaterstück gespielt haben (wovon ich aufgrund meines nicht ganz so ausgeprägten schauspielerischen Talents zum Glück nicht betroffen war), haben jetzt noch für den nächsten Tag geprobt. Ich habe meist noch die Materialien für die Freeplaygames am nächsten Tag kontrolliert oder wieder sortiert, Postkarten geschrieben, Muffins für eines der Spiele gebacken oder mich unterhalten.

 

Schlafen gegangen bin ich dann meist so gegen halb eins...da das natürlich nicht besonders viel Schlaf war, war ich ab Donnerstag so müde, dass ich während der Mainsessions immer entweder auf dem Boden saß oder - wenn auch das nicht mehr geholfen hat- mich hingestellt habe, um nicht einzuschlafen.

 

Von Montag bis Samstag sind alle Tage etwa so verlaufen. Sonntag hatten wir dann einen gemeinsamen Abschlussgottesdienst und haben noch aufgeräumt.

 

Auch wenn es wirklich anstrengend war (während der Woche habe zumindest ich es aufgrund des ganzen Adrenalins noch ohne Kaffee, Engergydrink oder Schlafen während der Mainsessions geschafft, aber jetzt sind wir alle ziemlich müde und viele auch krank), hat es sich auf jeden Fall gelohnt. Es hat sehr viel Spaß gemacht und sowohl ich als auch die Kinder haben glaube ich sehr viel aus der Woche mitgenommen. Außerdem haben wir ziemlich viel Zeit mit dem Coworkerteam verbracht, sodass ich neue oder engere Freundschaften mit Menschen geschlossen habe, die ich zwar eigentlich schon das ganze Jahr kannte, mit denen ich aber vorher noch nie wirklich gesprochen hatte.

Das alles macht es natürlich noch schwerer, alle in fünf Wochen zurückzulassen, sodass in den letzten Meetings Samstagabend und Sonntag schon ziemlich viele Tränen geflossen sind.

 

 

Andererseits bin ich aber auch froh, dass Winterweek erst jetzt war, da ich die ganze Arbeit zu Beginn des Jahres - ohne bereits Freunde zu haben und ohne genau zu wissen, wofür ich es tue - vermutlich nicht durchgehalten hätte.

 

Danke an alle, die den ganzen Bericht bis zum Ende durchgehalten haben ;-)

Ganz egal wie viel ich noch darüber schreiben würde, ich denke letzendlich kann man Winterweek nicht erklären, man muss es erlebt haben...

Trotzdem hoffe ich, dass Ihr es Euch jetzt zumindest etwas besser vorstellen könnt und vielleicht versteht, weshalb ich in den letzten Wochen nie Zeit hatte ;-)

 

Ganz viele liebe Grüße, ich freue mich trotz allem auch, Euch wiederzusehen,

Johanna

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Kommentare: 1
  • #1

    Oma fine (Sonntag, 23 Juli 2017 17:50)

    Hallo liebe jo Hanna . Sei deiner alten Oma nicht böse , wenn sie erst heute auf deinen soooooo langen Blog antwortet, aber ich mußte mir erst Hilfe bei deiner kleinen Schwester rebecca holen . Wir zwei habendanngemeinsam gelesen und gedacht, das lesen ist schon schwierig wie muß dann erst die Arbeit sein. Alle Hochachtung vor dir . Wir wollen,wenn du es zulaßt, dich in Reifferscheid einmal rundum verwöhnen !,,,Rebecca kommt dann nur mit dir per Auto nachhier. Wann kannst du bestimmen . Bleib bis dahin gesund und munter laß dir den abschiednicht so schwer fallen, du kommst ja wieder, aber wir sind jetzt zuerst dran !!!! Deine ungeduldigen Großeltern und eine Oma, die sichriesig freut.