Wie die Zeit vergeht...

Jetzt bin ich bereits über sieben Monate hier und Freitag haben für uns auch die Schulferien angefangen, sodass Term 1 für dieses Jahr schon wieder vorbei ist. Mittlerweile habe ich mich so sehr an das Leben "auf der anderen Seite der Welt" gewöhnt, dass ich auch nicht mehr so viel Spannendes zu berichten habe, weshalb wohl auch meine Blogeinträge immer seltener werden - tut mir Leid.

 

Für Lena und mich ging es Anfang Februar für eine Woche auf die Manzini-Farm, wo unser Zwischenseminar stattfand. Im Gespräch mit den anderen Freiwilligen durften wir wieder einmal feststellen, wie privilegiert wir in unserem Projekt leben und wie viel wir vergleichsweise haben und machen können. Im Gegensatz zu einigen anderen fehlt es bei uns nicht an Materialien um mit den Kindern zu spielen oder zu basteln und wir haben momentan auch genügend Wasser (in den letzten Wochen hat es hier recht viel geregnet) und fast immer Strom. Außerdem wachsen die meisten Kinder bei uns relativ behütet auf und es fällt sehr wohl auf, wenn ein Kind z.B. mehrere Tage hintereinander unentschuldigt in der Schule fehlt. Nach den Projektberichten der anderen habe ich mich daher noch umso mehr gefreut, nach fünf Tagen -endlich- wieder nach Hause zu kommen :-)

 

Auch wenn wir hier in Johannesburg vergleichsweise westlich leben, gibt es natürlich trotzdem einige Unterschiede zu Deutschland. An manche Dinge habe ich mich sehr gut gewöhnen können, wie z.B. die Tatsache, dass alles etwas langsamer und entspannter ist. So wartet man im Supermarkt eben einfach mal etwas länger an der Kasse, wenn irgendetwas nicht funktioniert oder sich noch jemand mit der Kassiererin unterhält. Und auch mit gelegentlich nicht funktionierendem Internet oder Strom lässt es sich eigentlich ganz gut leben (was natürlich nicht heißt, dass man sich in der jeweiligen Situation nicht ordentlich darüber aufregen kann ;-)), wohingegen ich mir gar nicht vorstellen mag, was in Deutschland los wäre, wenn man sich überlegen würde, einfach mal für die nächsten paar Stunden den Strom abzustellen...

Andere Dinge, die hier nicht möglich sind, werde ich dahingegen später in Deutschland vermutlich erstmal umso mehr zu schätzen wissen, wie z.B. einfach allein durch die Stadt laufen zu können ohne überlegen zu müssen, ob man noch gefahrlos ein paar Straßen weiter gehen kann.

 

Abgesehen von der Pause durch das Zwischenseminar hat sich unsere Arbeit in diesem Term eigentlich "ganz normal" fortgesetzt. Ab Februar hatten wir nach umfangreichen Vorbereitungen wieder IK und Youth, was mir immernoch sehr viel Spaß macht. Mittlerweile macht es mir auch nichts mehr aus, mich bei IK vor 300 Leute hinzustellen und auf Englisch irgendwas zu erklären, sodass ich mir ganz spontan überlegen kann, was ich sage und nicht wie am Anfang über jedes Wort vorher nachdenken muss.

Auch meine Homework-Kinder habe ich mit der Zeit lieben gelernt, trotz der Tatsache, dass sie mir manchmal sämtliche Nerven gekostet haben. Zusätzlich zu vier recht pflegeleichten Kindern hatte ich diesen Term fünf relativ junge Kinder, die sich teilweise nur schlecht konzentrieren konnten. Sobald ich mich dann mit einem Kind beschäftigt habe, haben die anderen angefangen zu weinen, an meinen Haaren zu ziehen oder absichtlich alles falsch zu machen. Und wenn ich mal ein paar Minuten nicht hingeschaut habe, saßen nachher dann plötzlich nur noch halb so viele Kinder an meinem Tisch. Während ich mich am Anfang noch darüber aufgeregt habe und sie unter den Tischen gesucht habe, hoffe ich mittlerweile meist nur noch, dass sie möglichst bald von selbst wieder zurückkommen ;-) Besonders spaßig ist es auch dann, wenn die Kinder anfangen, sich in ihren - mir leider unverständlichen - Muttersprachen gegenseitig zu beschimpfen und anschließend von mir verlangen den jeweils anderen für das Benutzen von Schimpfwörtern zu bestrafen...wenn ich mir gar nicht mehr anders zu helfen weiß, fange ich dann einfach an, mit ihnen Deutsch zu sprechen - dies löst zwar nicht unbedingt das eigentliche Problem, trägt aber immerhin zur Belustigung aller bei ;-) Trotz allem mache ich doch sehr gern mit "meinen" Kindern Hausaufgaben und vermisse sie jetzt schon, obwohl die Ferien ja gerade erst begonnen haben.

 

Unsere Wochenenden haben wir in der letzten Zeit meist ganz entspannt mit Marktbesuchen oder Wasserschlachten mit den Kindern verbracht (auch wenn es mittlerweile schon Herbst ist, sind es immernoch bis zu 30 Grad).

 

Ach ja, nachdem Lisa Ende Februar nach vier Monaten wieder nach Deutschland zurückgegangen ist, habe ich nochmal eine neue Mitbewohnerin bekommen - Anna studiert Lehramt und macht jetzt für drei Monate ein Praktikum in Riverbank. Zudem ist noch Mikael als weiterer Freiwilliger dazugekommen, sodass wir jetzt zu sechst sind (bzw. in unserer eigentlichen Arbeit zu fünft, da Anna ja in der Schule ist).

 

Ansonsten ist noch alles mehr oder weniger beim Alten, nur die Zeit vergeht gefühlt immer schneller und es ist schon über die Hälfte unseres Jahres vergangen, sodass wir uns immer öfter mit dem Gedanken, nach Deutschland zurückzukehren, beschäftigen.

 

Aber noch bin ich ja hier, also viele Grüße aus dem weiterhin warmen und sonnigen Südafrika!

 

Johanna

Joyland devotion - praise and worship mit den Kleinen

IK - Teamversion von "Reise nach Jerusalem" und unser Anspiel

Trampolinspringen und Wasserschlacht mit den Fosterkids

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Kommentare: 2
  • #1

    Opa Hans u. Angelika (Dienstag, 04 April 2017 13:32)

    Hallo Johanna! Wir haben eben voller Neugier deinen neuen Blog gelesen. Es ist schön zu hören, daß du jetzt so entspannt auch vor vielen Leuten sprechen kannst. Das war sicher vorher jedes mal eine ganz kräftezehrende Anstrengung. Bei uns geht's jetzt nach 2Wochen Urlaub auch schon wieder im normalen Trott. Wir wünschen dir und deiner Familie jetzt bald eine ganz besonders schöne gemeinsame Zeit. Viele liebe Grüße und Umarmung von Opa und Angelika

  • #2

    Oma fine (Samstag, 22 April 2017 15:16)

    Hallo liebe Jo-Jo Han. Na und hoffentlich viel münsteranhang . In der Hoffnung ,daß Ihr. Jetzt alle zusammenhockt. Wollt ich mich nur ganz schnell mal kurz einschalten Danke an das Oberhaupt derfamilie für all seine Nachrichten die mir sofort übermittelt wurden. Geht Ihr. Auch für mich auf den. Schönen Markt? Ich wär so gerne bei Euch, aber wir holen alles. Alles nach besorgst Du afrikan. Musik,vielleicht Gospel ? Ganz liebe Grüße aus der kalten. eifel . Eure reifferscheider altenduo